Montag, 4. Februar 2008

04.02.2008 - Der Auszug aus dem Paradies

Hallo zusammen,
am heutigen Tage muessen wir leider schon wieder unser Hotel in Goa verlassen!
Der gestrige Tag war durch ausgelassenes Faulenzen und vom Wassersport (Schwimmen, Jetski, BananaBoat und Paragliding) gepraegt.
Nachmittags haben wir gemeinsam den Karneval in Goa City besucht! Es war fast wie in Koeln:

Viele Menschen, nette Festwagen und Tanzgruppen (Samba!!!) sowie ein anschliessendes Verkehrschaos!!!









Impressionen aus dem goanischen Karneval

Was fehlte waren die Kamelle und Alkohol....

Naja abends haben wir dann in einem kleinen Restaurante am Strand gegessen und den Abend dann auf der Hotelanlage ausklingen lassen!

Planmaessig geht es um 13 Uhr heute zu einer Pharmafirma, dann vom Bahnhof aus mit dem Viehtransporter (1. Klasse Schlafwagen) weiter nach Mumbai. Dort erwartet uns eine 3,5 stuendige Zugfahrt nach Poona. Soweit der Plan... wir erwarten mehrere Stunden Verspaetung! Aber wir sind in ja in Indien - hier steht das Wort KAL fuer heute UND morgen!

Das wars fuer heute von mir!

Benjamin





Am letzten Tag am Strand gesehen...


Samstag, 2. Februar 2008

Derzeit Verbindungsprobleme

Es existieren derzeit Probleme mit der Verbindung zwischen Indien und Europa, deshalb koennen wir die grosse Datenmenge an Bildern, Videos etc. nicht haendeln. Sobald es hier etwas zumutbarer wird werden die Posts auch mit Bildern gefuettert.

3. Tag - Besuche bei Maini und bei Mr. Harsha

Wie üblich stand der Wecker auf 7 Uhr und der am Vorabend gecharterte Bus sollte um halb neun vor dem Tor warten. Zu unserer Überraschung kam der Bus nicht und wir mussten Taxen bestellen. Mit einiger Verzögerung starteten wir dann um halb zehn mit einem Minibus und einem Geländewagen, in die sich die (nach Durchfall verbliebenen) 13 Teilnehmer zwängten.

Eineinhalb Stunden später und halb betäubt/vergiftet von Verkehr/Abgasen erreichten wir unser erstes Besuchsziel Maini. Dort begannen unangenehme Verhandlungen mit den Fahrern, die auf dem für vier Fahrzeuge vereinbarten Preis bestanden. Das Ganze endete mit einem Kompromiss.

Maini ist ein rasend schnell wachsender Hersteller von Gabelstaplern, Golf- und Elektrofahrzeugen und Zulieferer für die Kfz- und Luftfahrtindustrie. Die märchenhaften Wachstumsraten von mehr als 50% pro Jahr erfordern regelmäßige Neubauten von Fertigungshallen und das Unternehmen ist mittlerweile allein in der von uns besuchten Industriezone an 6 Standorten vertreten.

Der charismatische Juniorchef Gautam Maini erläuterte das Geschäftskonzept und stellte sich auch bereitwillig unseren Fragen betr. Maini und die indische Wirtschaft. Maini kauft z.B. für die Herstellung der an die Kfz-Industrie gelieferten Teile fast ausschließlich gebrauchte Maschinen in Europa und setzt diese nach Aufarbeitung und Optimierung äußerst effizient ein.

In puncto Qualität berichtete man uns beispielhaft von 6 fehlerhaften Teilen bei einer Gesamtliefermenge von über 9 Mio. Teilen. Das dürfte 6-Sigma deutlich toppen. Maini erreicht diese Resultate u.a. mit akribischen Qualitätskontrollen und permanenter Prozessoptimierung.

Interessant waren auch die Ausführungen zum Personalbereich. Die Mitarbeiter bekommen für jeden ohne Fehltage absolvierten Monat im Folgejahr einen Tag Urlaub. Man kann also jährlich nachträglich max. 12 Urlaubstage erreichen, wenn man nicht krank war oder sonstwie fehlte. Obligatorisch ist im uebrigen die 48-Sunden-Woche. Jeder Mitarbeiter (auch Herr Maini selbst) muss wöchentlich außerhalb der Arbeitszeit mindestens 1 Stunde Schulungen absolvieren. Ferner wird erwartet, dass jeder wiederum außerhalb der Arbeitszeit in Projektteams zur Prozessoptimierung mitwirkt. Eine Lohnfortzahlung im Kankheitsfall seitens des Arbeitgebers existiert nicht und der Arbeitnehmer erhält nur Geld von seiner Sozialkasse. Herr Maini äußerte sich befremdet über die diesbezügliche Praxis in Deutschland.

Uns gingen so manche Gedanken durch die Köpfe, was wohl geschehen wird, wenn die indischen Unternehmen in breiter Front den Weltmarkt und auch die deutsche Wirtschaft aufmischen. Bisher bilden die Achillessehne der indischen Wirtschaft laut Herrn Maini vor allem die katastrophale Infrastruktur sowie die ausufernde Bürokratie und das Rechtssystem. Vor China hat man keinerlei Angst und fühlt sich aus vielerlei Gründen (z.B. Entwicklung der Alterspyramide) für die Zukunft besser aufgestellt.

Manche Feinheiten erläuterte Herr Maini nicht nur mit Stolz, sondern dem Haifischlächeln des Siegers. Nach unserem Gespräch mit Herrn Maini durften wir die Fertigungsanlagen besichtigen und uns persönlich von den hohen Qualitätsstandards überzeugen. Leider war die Zeit so schnell vergangen, dass wir anschließend aufbrechen mussten zu unserem zweiten Besuchziel SAP.

Das sicherheitshalber geführte Telefonat ergab zur allgemeinen Überraschung, dass dieser Besuch nun erst am morgigen Tag unserer Weiterreise stattfinden sollte und damit ausfallen musste. Stattdessen ermöglichte uns Mr. Harsha freundlicherweise nach kurzer telefonischer Rücksprache die Besichtigung seiner nahe gelegenen chemischen Fertigungsanlagen.

(Horst-G. Lippold)

Ein Mitarbeiter von Herrn Harsha wurde damit beauftragt, uns von Maini abzuholen. Da das Unternehmen allerdings 6 Produktionsstädten in Bangalore besitzt hat sich die Abreise etwas verzögert. Bei der Anreise zur Firma wurde uns etwas mulmig zu mute, denn niemand hätte gedacht, dass sich in in einer recht unscheinbaren Gegend ein pharmazeutisches Unternehmen mit einer Versuchsanlage und einer Abteilung für Forschung und Entwicklung niedergelassen hat. Das äußere Erscheinungsbild schreckte zunaechst ab, doch das Unternehmen scheint sehr gut gefuehrt zu sein. Der Mitarbeiter von Herrn Harsha erklärte uns die wesentlichen Prozessabläufe, z.B. das Arbeiten unter Vakuum und Stickstoffatmosphäre, die Ansatzgrößen und verschiedene Anlagenelemente, chemische Prozesstzpen und vieles mehr.

Naserunzelnd durchschreiten wir die Anlagen und Labore denn der Duft von Aminen und Schwefeloxiden hing in der Luft. Trotz all der ungewöhnlichen Zustände im Labor und in der Produktion scheint das Unternehmen einem enormen Qualitätsanspruch zu genügen. Sie arbeiten streng nach ISO 9001/2000 Zertifizierung und die hohe Anzahl an gefertigten Produkten (an die 400 Stück) belegt dies. Abnehmer sind weltweit tätige Medikamentenhersteller und Biochemie-Unternehmen . Es ist einfach enorm in wiefern es hier moeglich ist mit den einfachsten Mitteln ein solch florierendes Geschaeft mit sensiblen Substanzen zu betreiben. Ein wirklich Interessanter Rundgang in einer anderen Welt.

(Patrick)

Nach diesem Besuch sind wir wieder knapp zwei Stunden durch die Rush Hour zurück zum Bowring Club (eigentlich Bowring Institute) gefahren. Nach einer Dusche und Verschnaufpause stand allen Teilnehmern dann der Sinn nach etwas Shopping und einer magenfreundlichen „europäischen“ Pizza. Bis 22 Uhr waren dann alle wieder im Garten des Bowring Club versammelt, um den Abend im Sinne von Weiberfastnacht standesgemäß ausklingen zu lassen.

Tja, and if I don´t see you:
good afternoon, good evening and good night.

(Horst-G. Lippold)

2. Tag in Bangalore – Besuch bei Bosch

Nach einer kurzen Nacht, die für Einige erst nach 3 Uhr morgens begann, war um 7 Uhr Wecken angesagt, denn nach dem obligatorischen indischen Frühstück mussten wir gegen halb neun mit Rikschas aufbrechen, um pünktlich bei Bosch einzutreffen.

Die Rush-Hour in Bangalore muss man erlebt haben. Der Verkehr fliesst scheinbar regellos in 5, 6 oder mehr Spuren mit ständigem Lückenspringen und Drängeln und das Ganze völlig entspannt und ohne Aufregung (dafür aber mit permanentem Hupen). Wir sind dann auch überpünktlich angekommen und durften erst am Vormittag bei Mico (Kfz-Zulieferer) und nach dem Mittagessen bei Bosch Informatik ein umfassendes Besuchsprogramm genießen.

Unser besonderer Dank für diesen Besuch gilt Herrn Dr. Hieronimus, der diesen und einige andere Besuche ermöglicht hat und den wir leider wegen seiner Rückkehr nach Deutschland nicht mehr antreffen konnten. Dank der anwesenden und sehr engagierten Herren aus verschiedenen Bereichen von Mico erhielten wir einen umfassenden Eindruck von dem Unternehmen und wir sind mit dem Bewusstsein zum Mittagessen in einem verglasten Gäste-Kasino gegangen, dass Bosch auch in Indien die Topadresse ist. Beispielsweise wird die Ausbildung mit ihren Werkstätten und Schulungsräumen regelmäßig als beste Ausbildung in ganz Indien ausgezeichnet und die Wachstumsraten bei den wirtschaftlichen Kenndaten sprechen für sich.

Nachmittags sind wir zu Bosch Informatik gefahren und haben u.a. erfahren, dass Bosch eine eigene Sprachschule (zum Erlernen der deutsch-schwäbischen Sprache) betreibt und z.B. die elektronischen Steuerung der Einspritzpumpe für Vergasermodelle von Hyundai entwickelt. Indien stellt übrigens recht schnell auf aktuelle Euro-Normen für Abgase um. Allerdings gilt das nur für Neufahrzeuge und macht die Abgase von den vielen abenteuerlichen Alt-Vehikeln im Straßenverkehr nicht erträglicher.

Wegen der kurzen vorangegangenen Nacht war der Nachmittag ein ständiger Kampf gegen die Müdigkeit. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto wurden wir dann gegen 18 Uhr entlassen und warteten auf den Mitarbeiter von Mr. Harsha, der dem Busfahrer den Weg zu unserem Abendessen in einem Club weisen sollte. Um es kurz zu machen: wir sind dort nach diversen Telefonaten und häufigem Erfragen des Weges zwei Stunden später gegen 20 Uhr angekommen!

Im Club erwarteten uns neben Mr. Harsha und diversen Freunden der für diese Region zuständige Parlamentsabgeordnete. Es gibt in Indien für 1,1 Mrd. Menschen 250 Parlamentsabgeordnete und in Deutschland für 80 Mio. ca. 650 Bundestagsabgeordnete. Mein Pech als Tischnachbar dieses sehr netten Herrn war, dass ich sein Englisch absolut nicht verstehen konnte und wie die Chinesen nur mit „yes“ und Lächeln reagieren konnte, was auf Dauer für eine Konversation etwas dünn ist.

Ferner war der Mann Antialkoholiker wie die meisten Inder, sodass wir Deutschen irgendwie wie Alkoholiker gewirkt haben müssen. Zum Abschied haben wir zur Irritation des Personals die restlichen Biervorräte (12 Flaschen!) gekauft, um den Abend zuhause im Bowring Club ausklingen zu lassen.

Leider hatte das Ganze noch ein Nachspiel, denn trotz aller Vorsicht mit dem Essen und Trinken stellte sich bei zwei Teilnehmern übelster Brechdurchfall ein. Ich decke lieber den Mantel des Schweigens über dieses unappetitliche Kapitel. Es schränkt leider den Indiengenuss mit seinem vielen tollen Essen in allen Variationen etwas ein. Die Engländer sagen: cook it, spoil it or forget it. Wie wahr.

Tja, and if I don´t see you:
Good afternoon, good evening and good night.

Horst-G. Lippold

Freitag, 1. Februar 2008

Schlacht gewonnen

Nachdem alle schon was hier reingepostet haben verewige ich mich jetzt auch! Die ersten paar Tage waren super Interessant und auch leicht anstrengend. Wahrscheinlich lag das daran, dass ca die Haelfte der Gruppe von einem boesartigen Magen-Virus befallen wurde. Durch den Einsatz von unmengen an Imodium, Perenterol und anderen netten Drogen habe zumindest ich den unsichtbaren Gegner erfolgreich bekaempft.
Die Kaltgetränke laufen auch gut. Allerdings haben wir den indischen Rum fuer uns entdeckt. Sau billig und sau lecker. (Schmeckt aehnlich wie kroatischer ISTRA-Rum).
Ich hoffe wir koennen in Goa oefter ins Internet. Hier in Bangalore ist das ein schwieriges Unterfangen.
Die Zugfahrt heute abend wird mit Sicherheit zur Gaudi da wir unmengen an Apfelschorle usw einkaufen werden.

Ein Nachtrag zu Weiberfastnacht

O Germans,
keep your senses.
If a Kaiser you wish,
let it be him of the Cologne Karneval.
And let him be known as Koebes the First.
The fools of the Cologne Karneval Association,
with their tinkling fools caps,
it's they who shall be his ministers,
and let the Kaiser flaunt the fool's hose as his device.

(Heinrich Heine)

Ein wahrhaft kluger Duesseldorfer. Gestern am spaeten Abend haben wir nach unseren recht anstrengenden Besuchen bei Maini und bei Mr. Harsha's Firma lange zusammengesessen im Garten des Bowring Club und mit Masken, Karnevalsmuetzen, gelegentlichem Tusch per Handy und Unmengen von Bier und Spirituosen gefeiert. Ich habe mir sagen lassen, dass die letzten erst gegen halb fuenf in's Bett gekommen sind.
Nur gebuetzt wurde leider nicht, obwohl die Inder/-innen ja schon im Alltag recht fantasievoll kostuemiert sind.

Heute ist nur relaxen angesagt und am Abend kommen wir hoffentlich ohne Probleme in den Zug nach Goa. Nach aktuellem Stand stimmen die Tickets nicht und ich bin gespannt, ob das klappt. Da im Zug Alkohol verboten ist, koennen wir nur in Plastikflaschen umgefuellte Apfelschorle o.ae. konsumieren. Egal, alle freuen sich schon auf Goa mit seinen Straenden.
Tja, and if I don't see you;
good afternoon, good evening and good night.

Horst-G. Lippold