Samstag, 2. Februar 2008

2. Tag in Bangalore – Besuch bei Bosch

Nach einer kurzen Nacht, die für Einige erst nach 3 Uhr morgens begann, war um 7 Uhr Wecken angesagt, denn nach dem obligatorischen indischen Frühstück mussten wir gegen halb neun mit Rikschas aufbrechen, um pünktlich bei Bosch einzutreffen.

Die Rush-Hour in Bangalore muss man erlebt haben. Der Verkehr fliesst scheinbar regellos in 5, 6 oder mehr Spuren mit ständigem Lückenspringen und Drängeln und das Ganze völlig entspannt und ohne Aufregung (dafür aber mit permanentem Hupen). Wir sind dann auch überpünktlich angekommen und durften erst am Vormittag bei Mico (Kfz-Zulieferer) und nach dem Mittagessen bei Bosch Informatik ein umfassendes Besuchsprogramm genießen.

Unser besonderer Dank für diesen Besuch gilt Herrn Dr. Hieronimus, der diesen und einige andere Besuche ermöglicht hat und den wir leider wegen seiner Rückkehr nach Deutschland nicht mehr antreffen konnten. Dank der anwesenden und sehr engagierten Herren aus verschiedenen Bereichen von Mico erhielten wir einen umfassenden Eindruck von dem Unternehmen und wir sind mit dem Bewusstsein zum Mittagessen in einem verglasten Gäste-Kasino gegangen, dass Bosch auch in Indien die Topadresse ist. Beispielsweise wird die Ausbildung mit ihren Werkstätten und Schulungsräumen regelmäßig als beste Ausbildung in ganz Indien ausgezeichnet und die Wachstumsraten bei den wirtschaftlichen Kenndaten sprechen für sich.

Nachmittags sind wir zu Bosch Informatik gefahren und haben u.a. erfahren, dass Bosch eine eigene Sprachschule (zum Erlernen der deutsch-schwäbischen Sprache) betreibt und z.B. die elektronischen Steuerung der Einspritzpumpe für Vergasermodelle von Hyundai entwickelt. Indien stellt übrigens recht schnell auf aktuelle Euro-Normen für Abgase um. Allerdings gilt das nur für Neufahrzeuge und macht die Abgase von den vielen abenteuerlichen Alt-Vehikeln im Straßenverkehr nicht erträglicher.

Wegen der kurzen vorangegangenen Nacht war der Nachmittag ein ständiger Kampf gegen die Müdigkeit. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto wurden wir dann gegen 18 Uhr entlassen und warteten auf den Mitarbeiter von Mr. Harsha, der dem Busfahrer den Weg zu unserem Abendessen in einem Club weisen sollte. Um es kurz zu machen: wir sind dort nach diversen Telefonaten und häufigem Erfragen des Weges zwei Stunden später gegen 20 Uhr angekommen!

Im Club erwarteten uns neben Mr. Harsha und diversen Freunden der für diese Region zuständige Parlamentsabgeordnete. Es gibt in Indien für 1,1 Mrd. Menschen 250 Parlamentsabgeordnete und in Deutschland für 80 Mio. ca. 650 Bundestagsabgeordnete. Mein Pech als Tischnachbar dieses sehr netten Herrn war, dass ich sein Englisch absolut nicht verstehen konnte und wie die Chinesen nur mit „yes“ und Lächeln reagieren konnte, was auf Dauer für eine Konversation etwas dünn ist.

Ferner war der Mann Antialkoholiker wie die meisten Inder, sodass wir Deutschen irgendwie wie Alkoholiker gewirkt haben müssen. Zum Abschied haben wir zur Irritation des Personals die restlichen Biervorräte (12 Flaschen!) gekauft, um den Abend zuhause im Bowring Club ausklingen zu lassen.

Leider hatte das Ganze noch ein Nachspiel, denn trotz aller Vorsicht mit dem Essen und Trinken stellte sich bei zwei Teilnehmern übelster Brechdurchfall ein. Ich decke lieber den Mantel des Schweigens über dieses unappetitliche Kapitel. Es schränkt leider den Indiengenuss mit seinem vielen tollen Essen in allen Variationen etwas ein. Die Engländer sagen: cook it, spoil it or forget it. Wie wahr.

Tja, and if I don´t see you:
Good afternoon, good evening and good night.

Horst-G. Lippold

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